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1. Egal zu welchem Zeitpunkt es passiert – es tut immer weh

Viele Eltern sind überrascht mit welcher Wucht die Trauer zuschlägt auch wenn das Kind vielleicht noch ganz klein war. Der Zeitpunkt des Verlusts macht dabei kaum einen Unterschied. Es schmerzt. Der Tod des eigenen Kindes hinterlässt eine Lücke, die niemals gefüllt werden kann.

2. Der Trauerschmerz ist eine Ganzkörpererfahrung

Der Schmerz nach dem ersten Schock ergreift den ganzen Körper – physisch und psychisch. Ein ganzer Cocktail an Gefühlen bricht über die Familie ein so wie Wut, Angst, Traurigkeit, Verzweiflung, Ohnmacht, Schuld oder das Gefühl von Leere. Der Körper reagiert mit Erschöpfung, Schmerzen in der Brust, Atemnot, Herzrasen, Schlaflosigkeit und vielem mehr.

3. Es ist traumatisch

In vielen Fällen tritt der Tod des Kindes ohne jegliche Vorwarnung ein oder wird sogar erst Tage danach bemerkt. Dieses plötzliche und unvorhersehbare Erlebnis ist in jedem Fall traumatisch und wird vom Körper auch so verarbeitet. Nicht zwangsläufig entwickelt sich daraus ein echtes Trauma aber der Übergang von einer normalen Trauerreaktion zu einer psychischen Erkrankung ist mitunter fließend.

4. Jede Trauer ist anders

Jeder Mensch trauert anders und auch innerhalb der Familie wird unterschiedlich getrauert. So drücken Männer ihre Gefühle anders aus als Frauen. Aber auch zwischen den Generation gibt es Unterschiede im Umgang mit schweren Verlusten. Hier gilt es sanft zueinander zu sein und zu lernen, dass jede Form der Trauer ihre Berechtigung hat. Dem Anderen sollte nichts aufgedrängt werden. Was hilft ist miteinander offen darüber zu reden.

5. Die Schuldfrage quält Betroffene

Eltern geben sich schnell selbst die Schuld für den Tod des eigenen Kindes. Fragen wie „Hätte ich… Vielleicht, wenn…“ quälen die Betroffenen. Oder es wird jemand oder etwas anderes als Schuldiger herangezogen. Diese Gedanken, egal wie absurd oder falsch sie auch sind, müssen ernst genommen und besprochen werden. Wichtig ist zu verstehen, dass der Verstand das Erlebte nicht begreifen kann und deshalb einen Schuldigen sucht oder erfindet.

6. Das Vertrauen in den eigenen Körper geht verloren

Das betrifft in erster Linie die Mütter, die nicht begreifen können, warum ihr Körper ein Leben genommen hat statt es zu schenken. Dabei hat er alles gegeben um dieses Leben zu bewahren. Es braucht viel Geduld und Sanftheit mit sich selbst um das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen.

7. Einige Menschen erkennen den Verlust nicht an

Sei es aus Scharm, Unbehagen oder Hilflosigkeit – es gibt Menschen, die mit dem Verlust nicht umgehen können. Sie ziehen sich zurück, meiden die betroffenen Eltern oder reden den Verlust mit platten Phrasen klein. Für die Betroffenen ist das nur schwer zu ertragen.

8. Mehr als ein Verlust

Es ist mehr als ein Ende der Schwangerschaft. Man verliert einen ganzen Teil seiner Zukunft. Die Eltern trauern nicht nur um das Kind, sondern auch um die vielen Erlebnisse, die sie gemeinsam als Familie hätten erleben sollen. Man sieht dieses Kind nicht aufwachsen, hört nie das erste Lachen oder die ersten Worte. Ein ganzes Leben kann nicht gelebt werden. Familienbande zerbrechen daran, lange Freundschaften gehen auseinander. Der eine Verlust führt zu vielen weiteren Verlusten.

9. Betroffene fühlen sich isoliert

Leider sind Tod und Trauer immer noch Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Der Tod eines Kindes ist quasi die Spitze des Eisbergs. Sätze wie „Das passiert so vielen“ sind wenig hilfreich, denn sie ändern nichts daran, dass es dieser einen Familie jetzt grade passiert. Dazu kommt, dass seit Generationen nicht darüber gesprochen wurde. Wie sollen Betroffene eine Gemeinschaft finden, wenn niemand seine eigenen Erfahrungen teilt?

10. Mitglied im unfreiwilligen Club

Als verwaiste Eltern tritt man unfreiwillig einer Gemeinschaft bei, die größer ist, als man denkt. Eine von vier Schwangerschaften enden mit dem Tod des Kindes und zwar nicht nur in den ersten 12 Wochen. Trotz der anhaltenden Tabuisierung gibt es in den letzten Jahren immer mehr Eltern die mit ihrem Verlust offen umgehen und auch im medizinischen Bereich findet ein Umdenken statt. Vereine setzen sich für Sternenkinder ein und dank des Internets gibt es immer mehr Möglichkeiten zum Austausch. Die Gemeinschaft macht den Verlust nicht weg, aber mitunter leichter zu ertragen.

11. Rituale wirken heilsam

Es ist nicht möglich die Lücke, die das verstorbene Kind hinterlassen hat, gänzlich zu füllen. Kleine Rituale in den Alltag zu integrieren hilft jedoch den Verlust erträglicher zu machen. Viele Eltern leiden darunter, dass ihr Kind nicht mehr sichtbar ist und von Familienmitgliedern oder Freunden vergessen wird. Auch viele Jahre nach dem Tod des Kindes freuen sich Eltern darüber, wenn der Name des Kindes genannt oder eine Kerze entzündet wird.

12. Die Trauer hält ein Leben lang

Die Eltern werden sich immer an ihr verstorbenes Kind erinnern. Die Trauer hält genau wie die Liebe ein Leben lang, auch wenn sie sich verändert. Wichtig zu wissen ist, dass es kein „Feststecken“ in der Trauer gibt. Das Kind fehlt – ob nach zwei Monaten oder nach 20 Jahren, denn es hätte seine Eltern normalerweise überlebt. Die Trauer wird mitunter sanfter, enthält weniger Traurigkeit und Schmerz, aber sie unterliegt keinem Zeitlimit.


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